Erhard Busek

Über

Ein Blick auf einen besonderen Menschen, Politiker, Gourmet, einen ewig Lesenden, immer Denkenden, immer in Bewegung Seienden, heißt es im Klappentext der Memoiren des Erhard Busek, die eigentlich keine sind, sondern eher ein Blick hinter die Kulissen, ein Blick auf Menschen, die ihn begleitet haben und mit denen er heute noch in Kontakt ist. Als politischer Beobachter und Journalist muss man ergänzen, dass Erhard Busek eigentlich schon immer überall war, dass eine politische Landschaft Österreichs ohne ihn unvorstellbar ist und eine Welt ärmer und grauer wäre, ohne seinen scharfzüngigen Spott, auch sich selbst gegenüber.

Busek wurde 1941 als Sohn eines Baumeisters in eine traditionell dem Gewerbe zugehörigen Familie geboren, studierte Jus, engagierte sich früh bei der Katholischen Mittelschuljugend und beim Bundesjugendring. Die Nähe zur katholischen Kirche prägt ihn bis heute und die Skandale der späten 90er-Jahre kommentierte er lakonisch: „Die katholische Kirche ist durch ihre Repräsentanten nicht umzubringen“. Busek wird 1964 zweiter Klubsekretär der ÖVP im Parlament. 1968 tritt er in die Bundesleitung des Österreichischen Wirtschaftsbundes ein, wo er von 1972 bis 1976 als Generalsekretär tätig ist. Von 1975 bis 1976 bekleidet Busek unter ÖVP-Chef Josef Taus auch das Amt des ÖVP-Generalsekretärs. Unvergessen die legendäre Eigendefinition Buseks zum Amtsantritt des Führungsduos: „Zwei kalte Knackwürste mit Brillen“.

1976 startet Busek als Wiener ÖVP-Obmann seine Laufbahn in der Wiener Kommunal­politik. Er wird Vizebürgermeister, belebt als "bunter Vogel"  die Kommunalpolitik und erfindet gemeinsam mit dem kongenialen Jörg Mauthe und seinem Impresario Alf Krauliz das Wiener Stadtfest. Die Wahlniederlage gegen Helmut Zilk ist der Anfang vom Ende seiner kommunalpolitischen Laufbahn. 1989 löst Busek Hans Tuppy als Wissenschaftsminister ab. 1991 wird er Nachfolger des Wahlverlierers Josef Riegler, als ÖVP-Chef und Vizekanzler der Koalitionsregierung unter SP-Kanzler Franz Vranitzky. Diese Funktionen gehen 1994 nach der rituellen Obmann- Diskussion nach verlorener Wahl an Wolfgang Schüssel. In einem späteren Interview zeigte sich Busek "dankbar für die Ungnade“, die ihm seine Partei damit angedeihen ließ. Busek: „Es gibt dieses wunderschöne Bild, da stehen alle hinter einem Obmann. Ich kann nur sagen, das ist das Gefährlichste, was einem Obmann passieren kann." Dann rückt in den Vordergrund, was Busek immer wichtig war: sein Mitteleuropa-Engagement. Lange vor dem Fall des Eisernen Vorhang pflegt er Kontakte zu Dissidenten, stellt Verbindungen in den Westen her, sorgt dafür, dass Journalisten recherchieren und berichten können. Seit 1995 ist Busek Vorsitzender des Instituts für den Donauraum und Mitteleuropa (IDM), seit 1996 auch Koordinator der Southeast European Cooperative Initiative (SECI). Er wird Regierungsbeauftragter für EU-Erweiterungsfragen und Sonderkoordinator des  Stabilitätspaktes  für Südosteuropa, ist Präsident des Europäischen Forums Alpbach und Präsident des Vienna Economic Forum.

Während eines halben Jahrhunderts hat Busek politisch erfolgreich gearbeitet. Umso gewichtiger seine altersweise Liebeserklärung: „Politik kann manchmal unglaublich dumm sein“.

 


Erhard Busek

Begründung

Erhard Busek ist ein Schwergewicht der österreichischen Innenpolitik in einer Vielzahl von Positionen vom Vizekanzler und Wissenschaftsminister bis zum ÖVP-Chef. Er ist als europäischer Vordenker, feinfühliger Intellektueller und Mastermind unzähliger kultureller und wissenschaftlicher Aktivitäten mit Ehrungen und Orden vielfach ausgezeichnet worden. Die Emba zeichnet Erhard Busek für die Entdeckung des Eventpotentials der Wiener Innenstadt aus. Er hat gemeinsam mit dem kongenialen Jörg Mauthe und seinem Impresario Alf Kraulitz das Wiener Stadtfest erfunden, aus heutiger Sicht ein Musterbeispiel für Erlebnis-Marketing, das alle Sinne anspricht, Emotionen berührt, eine Botschaft transportiert.

Erhard Busek hat als „bunter Vogel“ der Wiener Kommunalpolitik die Jugend abgeholt, in einer damals jenseits der Hochkultur ziemlich grauen Stadt. Er hat den Nerv getroffen, mit viel Gespür die brach liegenden Emotionen der Jungen und der Bürger angesprochen. Er hat das Dornröschen wach geküsst, die Stadt fröhlicher, schöner, lebenswerter gemacht. Rathausplatz, Donauinsel, Grätzelfeste oder Silvesterpfad  sind Folgewirkungen, die zum Ruf Wiens als lebenswerteste Stadt der Welt beitragen.

 

Alf Krauliz